Gott, der Schöpfer allen Lebens, rief am Vormittag des Festes Mariä Geburt (8. September) ganz schnell und für uns alle unerwartet, unsere liebe Schwester M. Hermana Zeisner OSA zu sich in die ewige Heimat. Sie war 79 Jahre alt. Hier ist der Nachruf von Generalvikarin Schw. Angela Zehe:
Schw. Hermana wurde am 27. Juni 1941 in Schweinfurt als drittes von vier Kindern geboren und am 1. Juli auf den Namen Gertrud getauft. Sie besuchte vom 6. bis 14. Lebensjahr die Volksschule in Binsbach und anschließend für drei Jahre die Landwirtschaftliche Berufsschule in Arnstein. Ihre Schulzeugnisse bescheinigen ihre bescheidene und zielstrebige Art, ihren sehr großen Fleiß, genaues, sorgfältiges und sauberes Arbeiten und ein überaus großes Pflichtgefühl.
Ihre Eltern Martin und Paulina Zeisner hatten eine kleine Landwirtschaft, bei deren Bewirtschaftung und im elterlichen Haushalt Schw. Hermana bis zu ihrem Klostereintritt 1960 mithalf. In der Jugendarbeit ihrer Heimatpfarrei wurde ihr die Aufgabe einer Gruppenführerin übertragen, die sie gerne wahrnahm. Sie besorgte auch das Schmücken der Pfarrkirche.
Gertrud Zeisner trat am 5. November 1960 in unsere Kongregation ein und erhielt bei der Aufnahme ins Noviziat am 11. Oktober 1962 den Namen Schwester M. Hermana. Am 11. Oktober 1964 legte sie ihre ersten Gelübde ab und band sich am 11. Oktober 1969 mit der Profess auf Lebenszeit für immer an unsere Gemeinschaft.
Bis 1976 war Schw. Hermana in unseren Niederlassungen in Duisburg, Schraudenbach, Walldürn, Marienfried und im Mutterhaus für hauswirtschaftliche Aufgaben eingesetzt. Vom 7.1. bis 12.10.1976 wurde Schw. Hermana in der Privaten Fachschule für Wirtschafterinnen am Meinwerk-Institut in Paderborn zur „Staatlich geprüften Wirtschafterin“ ausgebildet. Danach war Schw. Hermana in München bis 1978 und in Marienfried bis 1984 wieder für die Hausarbeit eingesetzt.
Von 1984 bis 1988 konnte Schw. Hermana in unserem hauswirtschaftlichen Lehrbetrieb als Ausbilderin mitarbeiten und ihre Kenntnisse und Fertigkeiten an junge Frauen weitergeben. Von 1988 bis 1995 wurden ihre Kräfte im Studienseminar St. Augustin in Weiden für die Arbeiten im Haus gebraucht und danach übernahm sie bis 2008 im Mutterhaus die Verantwortung für das Refektorium, den großen Speisesaal.
Gesundheitlich ging es Schw. Hermana nicht immer gut. Bereits als noch relativ junge Schwester erkrankte sie an Brustkrebs und musste sich einer großen Operation unterziehen. Die damit verbundene, auch psychische Belastung, machte ihr oft zu schaffen. Ihre Aufgaben, ihre Arbeit verrichtete sie – wie es in den Schulzeugnissen schon stand – gründlich und verantwortungsvoll, bescheiden und in Stille. Das machte ihr nicht selten Stress. Es erfüllte sie oft die Sorge, nicht rechtzeitig fertig zu werden. In solchen Situationen fehlten uns, die wir mit ihr zusammen lebten und arbeiteten, oft das nötige Verständnis und die richtigen Worte. Dafür bitten wir sie um Verzeihung und Nachsicht.
Und wir danken Schw. Hermana für ihren Einsatz in der Gemeinschaft, für die vielen kleinen, oftmals unsichtbaren aber wichtigen Dienste, die sie in Haus und Waschküche getan hat. Ein großer Dank gilt Frau Margit Stürmer, unserer Betriebsleiterin in der Hauswirtschaft, die für unsere Mitschwester eine wichtige Stütze und Orientierung war. Sie gab ihr im Älterwerden und Nachlassen der Kräfte Halt und Struktur im Arbeitsablauf.
Immer wieder hatte Schw. Hermana eine humorvolle oder witzige Bemerkung auf den Lippen. Wenn ein Fest zu feiern war, gab sie häufig ein Gedicht in echter unterfränkischer Mundart zum Besten – für Einheimische ein Genuss, für Nicht-Franken eine Herausforderung, alles zu verstehen!
In den letzten Wochen litt sie unter sehr starken Knie-Schmerzen und konnte sich nur mit einer Geh-Hilfe auf den Beinen halten. Am vergangenen Wochenende stürzte sie mehrmals und zog kurzfristig und vorübergehend in ein Zimmer im Haus Hannah. Noch am Abend vor ihrem Sterben musste sie wegen eines erneuten Sturzes zum Röntgen ins Krankenhaus. Wieder daheim, wollte sie morgens, nachdem sie gefrühstückt hatte, zum Helfen in die Spülküche. Ihre Verantwortlichkeit war es, in der sie meinte, an ihrem Arbeitsplatz sein und sich nützlich machen zu müssen.
Es war ihr eine Freude, als ihr gesagt wurde, sie könne die heilige Messe um 11:30 Uhr auf der Empore mitfeiern. Aber dann kam alles ganz anders….
Schw. Hermana liebte die Gottesmutter. Ihre wichtigen Daten des Klosterlebens waren alle am 11. Oktober, dem Fest der Mutterschaft Mariens. Maria war sicher an ihrer Seite, als sie heute, an deren Geburtsfest, in das neue Leben bei Gott im Sterben hineingeboren wurde.
„Lobt froh den Herrn…“ war ein bevorzugtes Lied von Schw. Hermana. Sie wird ihn jetzt in seiner Herrlichkeit ganz sicher frohen Herzens loben, denn Gott hat für sie alles zum Guten geführt.
Am kommenden Montag, dem 14. September 2020, um 13:30 Uhr geleiten wir unsere Schw. Hermana auf dem Hauptfriedhof zu Grabe. Das Requiem feiern wir infolge der Corona-Pandemie im Kreis der Schwestern.
Würzburg, den 8. September 2020
Für die Kongregation der Ritaschwestern
Schwester Angela Zehe OSA, Generalvikarin