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Ritaschwestern in der Zeitung „Die Kitzinger“

Am Donnerstag, 24. Mai, waren die Ritaschwestern Anna-Maria und Angela auf der Titelseite der Tageszeitung „Die Kitzinger“. Der Autor und Fotograf ist Ralf Dieter. Hier ist sein Artikel:

Modell für ein gelungenes Leben
Die Ritaschwestern stehen mitten im Leben. Auch wenn sie weniger werden.

Es wird viel gelacht an diesem Nachmittag. Aber natürlich gibt es auch nachdenkliche Momente. Schwester Angela und Schwester Anna-Maria berichten offen über die Gegenwart und die Zukunft ihrer Kongregation. Über ihren festen Glauben und über kleine Zweifel, die sich dennoch einschleichen.

100 Ritaschwestern gab es zum 100. Geburtstag der Kongregation. Sieben Jahre ist das nun her. „Wir sind weniger geworden“, sagt Schwester Angela. Insgesamt sind es nun 78, verteilt auf die Filialen in der Zellerau und am Dallenberg sowie in der Sanderau (Betanien) und in Lohr. Auch in der Schweiz und in den USA gibt es Niederlassungen. Die meisten Ritaschwestern leben im Mutterhaus in der Sanderau. 58 an der Zahl. Viele sind jenseits der 70. Fünf Mitschwestern werden in diesem Jahr 90. Die Altersstruktur spricht eine klare Sprache. Die Kongregation wird kleiner.

„Die Stille und die Gemeinschaft tun gut.“ Schwester Angela

Zumal es kaum Eintritte gibt. Aktuell eine Novizin in Amerika, eine Postulantin in Deutschland und zwei junge Frauen, die ihre Profess abgelegt haben – aber noch nicht die ewige Profess. „Natürlich ist das eine Herausforderung“, bekennt Schwester Angela. Die alltäglichen Aufgaben verteilen sich auf weniger Schultern.

Angst vor der Zukunft? Vor einer Zeit, in der es die Ritaschwestern möglicherweise nicht mehr geben wird? Die beiden Frauen schütteln den Kopf. „Wenn Gott will, dann wird es uns Rita-Schwestern auch in Zukunft geben“, sagt Schwester Angela und Schwester Anna-Maria ergänzt: „Wenn es nur noch drei Rita-Schwestern sein sollten, dann sind es nur noch drei. Wenn wir dauernd über diese Fragen nachdenken würden, würde ganz viel Energie verpuffen.“

An Energie mangelt es den beiden Frauen nicht. Energie, die sie aus ihrem Glauben ziehen – und dem Leben in der Gemeinschaft. Vorgezeichnet war dieser Weg keinesfalls. „Ich wollte immer heiraten und ganz viele Kinder haben“, erzählt Schwester Anna-Maria. Dann hat sie eine Ausbildung bei den Ritaschwestern gemacht und eines schnell gemerkt: „Die sind ja ganz normal.“ Die ganzen Klischees über Nonnen? Alles Unsinn. Seit 31 Jahren lebt sie in der Kongregation. „Es ist ein gutes Leben“, sagt sie. Schwester Angela nickt.

Anderen helfen, in der Gemeinschaft leben, Zeit für sich selbst in Anspruch nehmen: Es gibt viele Gründe, warum das Leben als Rita-Schwester die beiden Frauen erfüllt. „Die Stille und die Gemeinschaft tun gut“, sagt Schwester Angela. Das merken auch die Gäste, die im Mutterhaus willkommen sind. Frauen aus ganz Deutschland nehmen das Angebot wahr, suchen eine Auszeit, Zeit zum Innehalten, zum Nachdenken, zum Kraft tanken. „Früher sind wir hinausgegangen und haben die Menschen besucht“, erinnert sich Schwester Anna-Maria. Früher war die Altersstruktur auch eine andere als heute.

Die Ritaschwestern haben die Zeichen der Zeit erkannt und reagiert. Sie haben ihre Räume geöffnet, frei nach dem Motto: Wenn wir nicht mehr so oft zu den Menschen kommen können, dann sollen die Menschen zu uns kommen. Ein Familientreffpunkt ist in der Sanderau entstanden, das Juliusspital hat ein Hospiz auf dem Gelände gebaut, Gästezimmer sind eingerichtet worden. Die Nachfrage ist groß. „Wir lassen die Gäste ganz nah an unser Leben ran“, sagt Schwester Angela. Wer will, kann am gesamten Tagesablauf teilnehmen, Begleitgespräche werden angeboten. „Es ist ein Miteinander und kein Nebeneinander“, sagt Schwester Anna-Maria. „Ein Geben und ein Nehmen.“

Auch die Ritaschwestern profitieren von ihren Gästen, von den Gesprächen, dem Austausch. „Sie helfen uns, uns selbst zu entdecken“, formuliert es Schwester Angela. „Einen Weg in die Zukunft zu finden.“ Das gesamte kirchliche und religiöse Leben befindet sich im Umbruch. Fest geglaubte Strukturen lösen sich auf, gleichzeitig sind die Menschen nach wie vor auf der Suche nach Spiritualität, nach einer Gemeinschaft. „Wir wollen uns einlassen auf die sich ändernden Bedürfnisse der Menschen“, sagt Schwester Anna-Maria. „Wir wollen ihnen dabei helfen, diese Bedürfnisse zu entdecken und ihnen eine Alternative bieten.“

Lernen von einer Ordensgemeinschaft? Im Jahr 2018? Die beiden Frauen nicken. Warum auch nicht? So groß sind die Unterschiede zu einer Ehe, einer Familie nicht. „Auch bei uns braucht es ein ständiges Mühen“, sagt Schwester Angela. „Natürlich kommen hier auch nicht immer alle Schwestern gut miteinander aus“, ergänzt Schwester Anna-Maria.

„Wir wollen uns einlassen auf die sich ändernden Bedürfnisse der Menschen.“ Schwester Anna-Maria

Aber: Man kommt miteinander ins Gespräch, findet einen gemeinsamen Weg. Feste Strukturen helfen. Einmal die Woche treffen sich alle Schwestern im Konvent Betanien zur „Befindlichkeitsrunde“. Ein offener Raum, um zu kommunizieren, um Unterstützung zu bitten, um Verständnis füreinander zu werben. „Das könnte ein Modell für ein gelungenes Leben sein“, meint Schwester Angela. Wer Interesse hat, kann es sich anschauen und selbst versuchen.

Kontakt: Kongregation der Ritaschwestern, Friedrich-Spee-Str. 32, 97072 Würzburg, Tel: 09 31 / 8804 -0; Email: kontakt@ritaschwestern.de