Tag, der keinen Abend kennt, steig herauf mit deinem Licht. Christus, Sonne, hell und mild, zeige uns dein Angesicht. (Sr. Caritas Müller OSA)
In den Morgenstunden des Sonntags, am 18.Juli 2021, rief Gott, der Schöpfer des Lebens, unsere liebe Schwester M. Caritas Müller OSA zu sich ins Licht und ins Leben.
Schw. Caritas war in den letzten Wochen zunehmend von den Beschwerden des Alters belastet. Trotzdem kam ihr Sterben unerwartet und schnell. Ihr Sterben war so, wie sie selbst einmal sagte: „Wenn ich sterbe, mache ich die Augen zu und gehe durch das Tor ins Licht.“
Schw. Caritas wurde ihren Eltern Stefan und Maria Müller am 17.1.1932 in Bastheim, in der Rhön, als jüngstes von fünf Kindern geschenkt und auf den Namen Hermine getauft. Von 1938 bis 1946 besuchte sie die achtjährige Volksschule. Mit 11 Jahren bekam sie Unterricht im Orgelspiel und konnte bald die Orgel in ihrer Heimatgemeinde spielen. Aus der Volksschule entlassen, besuchte sie von 1946 bis 1948 die Kirchenmusikschule in Münnerstadt und legte ihr Examen als Organistin mit sehr gutem Ergebnis ab. Da sie sehr begabt war, konnte sie anschließend bis 1949 die Kirchenmusikschule in Regensburg besuchen.
Am 17.10.1950 trat Schw. Caritas in unsere Gemeinschaft ein, wurde am 11.10.1951 eingekleidet und legte am 27.10.1953 die ersten Gelübde ab. Mit der Profess auf Lebenszeit band sie sich am 13.10.1956 für immer an unsere Gemeinschaft.
Mit Leib und Seele, aus tiefster Überzeugung, war sie eine von uns und blieb dennoch zeitlebens mit ihrer Rhöner Heimat verbunden.
1954 wurde sie Präfektin der Klosterschule, ab 1964 war sie für die Kandidatinnen verantwortlich. Von 1969 bis 1971 wurde Schw. Caritas zur Seelsorgehelferin ausgebildet. Sie absolvierte das Studium Theologie im Fernkurs und danach das Religionspädagogische Seminar. Mit dieser dreijährigen Ausbildung wurde ihr 1972 die Missio canonica verliehen. Damit war sie berechtigt in der Pfarrei als Seelsorgehelferin, (heute Gemeindereferentin) zu arbeiten.
Im Oktober 1971 begann sie in der Gemeinde Unsere Liebe Frau in Würzburg und war an diesem Ort 21 Jahre in der Seelsorge tätig. Dort waren ihr die Menschen wichtig, vor allem die Jugendlichen und Kinder. Sie organisierte Zeltlager und Zusammenkünfte, bereitete die Kinder auf die Erstkommunion und auf die Firmung vor. Schw. Caritas hatte die Fähigkeit, viele Pfarreiangehörige für Aufgaben zu gewinnen und sie daran zu beteiligen. Ihre Begeisterung für den Glauben sprang über. Es war eine intensive Zeit und heute noch erinnern sich Menschen gerne an sie.
Ab 1994 wurde Schw. Caritas in der Gemeinschaft gebraucht. Sie leitete Konvente im Mutterhaus, in Walldürn, und in Hausen.
Um im Gesprächsladen der Augustiner mitarbeiten zu können, nahm sie am 2-jähr. Kurs für „Personenzentrierte Gesprächsführung u. Beratende Seelsorge“ in Germershausen teil. Mit der ihr eigenen Begeisterung war sie von 1995 bis 2007 Mitarbeiterin im Gesprächsladen. Sie konnte gut zuhören und für die Menschen dasein.
Schw. Caritas war ein Leben lang Organistin und Chorleiterin im Mutterhaus. Es war manchmal ein Spagat, das mit der Arbeit in der Pfarrei zusammen zu bringen. 2007 erhielt sie die Ehrennadel und Urkunde des Bistums Würzburg für über 50jährigen Orgeldienst.
Schw. Caritas war künstlerisch begabt und sehr kreativ. Sie studierte mit den Schwestern Theaterstücke ein, schrieb Faschingshymnen und Gedichte. Sie komponierte Ritalieder und Augustinuslieder. Sie vertonte Psalmen und Antiphonen für besondere Messfeiern in der Gemeinschaft. Das ist ein großer Schatz, den sie uns hinterlassen hat, aus dem wir weiter schöpfen können.
Schw. Caritas war nicht nur eine äußerst tatkräftige Frau. Sie hatte ein reiches inneres Leben. Bereits in der ersten Stellungnahme vor der Aufnahme ins Noviziat bescheinigte man ihr: Schw. Caritas hat eine hohe Auffassung des Ordensstandes und will Gott treu und selbstlos dienen. Das zog sich wie ein roter Faden durch ihr ganzes Ordensleben und zeigte sich bis ins Alter. Sie war ein durch und durch spiritueller Mensch. Sie hat immer wieder positiv auf sich und andere geschaut und sich auf das Wesentliche ausgerichtet. Sie konnte so herzlich lachen und sich über Kleinigkeiten freuen. „Mir geht es gut…“ das war ihr Satz, ihr Empfinden.
Sie dachte groß von Gott und groß vom Menschen. Auf jede Situation schaute sie mit den Augen des Glaubens. Damit hat sie uns viel gegeben. Wir verlieren mit ihr eine große Frau, eine große Mitschwester. Schw. Caritas wird uns fehlen. Wir werden sicher noch oft von ihr erzählen und wir werden ihre Einsichten und Erfahrungen, mit denen sie uns oft überrascht hat, vermissen.
Mit großer Dankbarkeit für das Dasein von Schw. Caritas unter uns, für ihr Wirken in unserer Gemeinschaft und in der Kirche, nehmen wir Abschied. „Auf Dich hin hast Du uns geschaffen und unser Herz ist unruhig, bis es in Gott Ruhe findet.“ Schw. Caritas ist mit ihrem sehnsüchtigen, weiten und liebenden Herzen bei Gott angekommen. Er, der sie erschaffen hat, vollende sie in seiner Herrlichkeit.
Allen, die Schw. Caritas, betreut, gepflegt und begleitet haben, gilt ein besonderes Danke und Vergelts Gott – auch ihren Angehörigen, besonders ihrer Nichte Anita.
Am Mittwoch, dem 21. Juli 2021, geleiten wir sie um 12.45 Uhr auf dem Hauptfriedhof in Würzburg zu Grabe. Das Requiem feiern wir im Kreis der Schwestern und Angehörigen.
Würzburg, den 19. Juli 2021
Für die Kongregation der Ritaschwestern
gez. Schw. Rita-Maria Käß OSA, Generaloberin