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Nachruf Schw. Andrea Winter

Du rührtest mich an  und

da entbrannte ich für deinen Frieden.

 Wenn ich erst mit meinem ganzem

Wesen dir anhangen werde,

 wird nirgends mehr für mich

ein Schmerz und eine Mühsal sein.

 (Augustinus, Bekenntnisse X, 27 und 28)

 

In den Morgenstunden des 18.Oktober 2024 ging unsere liebe Schwester M. Andrea Winter OSA zu Gott in die ewige Heimat.

Mit 103 Jahren war sie unsere älteste Mitschwester. Still hauchte sie ihr Leben im Beisein ihrer leiblichen Schwester Barbara aus und gab es ihrem Schöpfer zurück.

Schw. Andrea wurde am 19.1.1921 als erstes Kind der Eheleute Oskar und Sabine Winter in Lebenhahn  geboren und auf den Namen Rosa getauft.

Von 1927 bis 1934 besuchte sie die Volkshauptschule in Lebenhan, und danach die Volksfortbildungsschule bis 1937.

Anschließend war sie in verschiedenen Haushalten tätig. Weil die Eltern erkrankten, half sie immer wieder auch im elterlichen Bauernhof mit.

1948 entschloss sie sich, ihrem inneren Wunsch zu folgen und wie ihre leibliche Schwester Barbara bei den Ritaschwestern einzutreten.

Sie erlernte den Beruf der Krankenschwester im Luitpoldkrankenhaus in Würzburg und erhielt mit dem Examen 1950 die staatliche Anerkennung.

Danach begann sie das Noviziat, das sie mit der ersten Profess am 25.4.1952 beendete. Am 25.4.1955 legte sie die Gelübde und Profess auf Lebenszeit ab.

Schw. Andrea war nach dem Noviziat 12 Jahre in Thulba und Reichenbach als Krankenschwester tätig.

1963 wurde Schw. Andrea ins Mutterhaus gerufen. Die Ordensjugend war ihre neue Aufgabe. Sie wurde Noviziatsleiterin bis 1969. Da Schw. Andrea nicht für diese Aufgabe vorbereitet worden war, war es für sie selbst und auch für die jungen Schwestern eine große Herausforderung, die sie gemeinsam meistern mussten.

Von 1969 an war Schw. Andrea jeweils 6 Jahre als Oberin und Krankenschwester in Münnerstadt, in Thulba, in St. Elisabeth Würzburg und anschließend als Krankenschwester in Bad Königshofen, in Geldersheim und an verschiedenen Stellen als Aushilfe eingesetzt

Mit 76 Jahren kehrte Schw. Andrea 1997 von den Filialen zurück ins Mutterhaus und half dann 20 Jahre lang im Nähzimmer. In ihrem hohen Alter hatte sie immer noch ein sehr gutes Sehvermögen. So konnte sie nähen, auftrennen und alles tun, was in einer Nähstube gebraucht wird.

Auch nähte sie – so lang sie konnte – getrocknete Ritarosen ein. In dieser Zeit zeichnete sich schon ab, dass Schw. Andrea gute Gene fürs Altwerden in sich trägt. 2017 bezog Schw. Andrea ein Zimmer im Haus Hannah.

Als Schw. Andrea 1997 ins Mutterhaus kam, war dort auch Schw. Barbara. Beide waren glücklich, dass sie die Jahre des Altwerdens gemeinsam leben und sich gegenseitig helfen konnten. Schw. Barbara hat Schw. Andrea bis zur Sterbestunde begleitet, sie besucht, mit ihr und für sie gebetet. Beide Schwestern hatten immer guten Kontakt zu ihren Geschwistern und Verwandten, die oft zu Besuch kamen.

Im Leben von Schw. Andrea zogen sich vom Beginn ihres Ordenslebens an eine tiefe Frömmigkeit und großer Gebetseifer durch. Viele Stunden verbrachte sie auf der Empore der Kapelle im Gebet oder mit dem Rosenkranz in der Hand. Mit über 100 sagte sie: „Ich habe noch viel zu beten für die Menschen“.

Manchmal hatte Schw. Andrea auch schwere Tage und Stunden der Bedrängnis und der Ängste. Das war leidvoll für sie und für alle, die um sie herum waren.

Gleichzeitig hatte Schw. Andrea viel Freude am Leben, an kleinen Dingen und zeigte Interesse an ihrer Umgebung. Sie hat gern gelebt. Sie war freundlich und auch in ihrem hohen Alter war sie wach, schlagfertig und einfallsreich. So konnte sie bis in die letzte Zeit hinein, auch wenn sie schwächer und hilfsbedürftiger wurde, noch mit ihrer Umgebung kommunizieren.

Ich danke Schw. Andrea für ihre Lebensbejahung, ihre Liebe zur Gemeinschaft, ihr Gebet und ihr Opfer. Es war ein großes Geschenk, dass sie bis zum Lebensende einen klaren Verstand behalten durfte.

So ruhig und bescheiden, wie sie gelebt hat, ist sie hinübergegangen in die ewige Heimat. Dort wird ihr Gott nun mit Liebe und Erbarmen entgegenkommen und sie in seine Nähe holen, ihre Sehnsucht stillen und für sie erfüllen wie Augustinus im 10. Buch seiner Bekenntnisse schreibt:

„Wenn ich mit meinem ganzen Wesen Dir anhangen werde,

wird nirgends mehr für mich ein Schmerz und eine Mühsal sein.“

 Wir vertrauen unsere Schwester Andrea der Liebe und dem Frieden Gottes an.

Am Donnerstag, dem 24.10.2024, geleiten wir sie um 12.45 Uhr auf dem Hauptfriedhof in Würzburg zu Grabe und feiern um 13.45 Uhr für sie in der Mutterhauskapelle den Auferstehungsgottesdienst.

Würzburg, den 20.10.2024

Für die Kongregation der Ritaschwestern

Schw. Rita-Maria Käß OSA

Generaloberin