Nach vielen trüben Tagen kam am 5. Februar wieder einmal die Sonne. Es schien wie ein Zeichen des Himmels für das Treffen der jüngeren Schwestern in der Gemeinschaft. Infolge der Pandemie waren wir in diesem Kreis lange nicht mehr zum Austausch zusammen gewesen.
Die Worte „geistesgegenwärtig / zuversichtlich / Zukunft“ waren als Impulse für die Befindlichkeitsrunde vorgegeben. Die Stimmung, die in der Gruppe deutlich wurde, war „heiter bis wolkig“. Fazit: Trotz der momentanen schweren Situation in Kirche und Welt, trotz vieler Veränderungen und Umbrüche innerhalb und außerhalb der Gemeinschaft überwiegen die Zuversicht und das Vertrauen auf Gottes Geist, der/die in der Gegenwart wirkt und offene Herzen braucht.
Im anschließenden Bibliolog über den Seesturm und die Rettung des Petrus (Mt 14, 22-33) wurden wir eingeladen, immer wieder Jesus in den Blick zu nehmen und ihm zu vertrauen. „Ich habe gelernt: Es gilt, auf Jesus zu schauen, was auch immer sein mag,“ brachte es eine der Schwestern auf den Punkt.
Am Nachmittag konnten wir uns in vier Kleingruppen mit Texten über das Ordensleben heute beschäftigen. „Mach den Raum deines Zeltes weit“ aus Jes 54 sei im schwierigen Heute eine Einladung für Ordensleute, „Raum zu machen für Christus und für jene, die am Rand leben,“ schreibt Sr. Patricia Murray IBMV. „Wir sind aufgerufen, die Liebe, die wir vom Herrn empfangen, wieder in die Welt auszugießen – in unsere Gemeinschaften, in die Kirche und in die Gesellschaft.“
Im gleichen Artikel ging es auch darum, unsere Schwächen anzunehmen: „Wir erleben den Zyklus von Leiden, Tod und Auferstehung auf persönlicher und organisatorischer Ebene.“ Die Gruppe erkannte im Gespräch, dass es darum geht, zu glauben und zu leben, was wir in jeder hl. Messe beten: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir…“ Es gehe darum, mitten im heutigen Chaos, das sich wie eine Wüstenzeit, eine Wartezeit, wie der Karsamstag anfühlt, daran zu glauben, dass Neues geschehen wird. Und die Schwestern ließen sich ermutigen von Papst Franziskus: „Wir sind Erben unserer Vorfahren (…), die den Mut zum Träumen hatten.“
Auch mit dem Sterben der Orden in unserer Zeit beschäftige sich eine Gruppe anhand eines Textes von Stefan Kiechle SJ; das geschehe „schleichend, halb heimlich“ und es sei „ein unfassbarer Verlust“ für die Kirche. Die Schwestern bedachten die vielen Fragen , die uns Ordensleute heute umtreiben, und kamen zur Einsicht, dass Ordensformen sterben werden, das Ordensleben an sich jedoch weiterleben wird. Und sie erinnerten sich an die „Hingabekraft der alten Ordensleute.“
Eine Gruppe las das Gedicht, das man bei einer Kleinen Schwester vom Heiligsten Herzen Jesu gefunden hatte, nachdem sie am 10. November 1995 in Algier ermordet worden war. Es beginnt mit den Sätzen: „Lebe das Heute. Gott schenkt es dir, es gehört dir. Lebe es in Ihm. Das Morgen gehört Gott.“ Sr. Elisabetta Flick SA schreibt dazu: „Das Gebet macht uns offen für Veränderungen, für das was Gott in der Zukunft für uns bereithält.“ Die Schwestern hielten fest: „Es liegt an uns, ob wir die Veränderungen über uns ergehen lassen, sie annehmen oder ablehnen wollen.“ Klar wurde: Es ist Gott, der die Zukunft schenkt. An uns ist es, das Heute zu leben und IHM zu vertrauen.
Der gemeinsame geistliche Tag endete mit einem Austausch über die verschiedenen Texte und dem Lied „Geh unter der Gnade, geh mit Gottes Segen, geh in seinem Frieden was auch immer du tust. Geh unter der Gnade, hör auf Gottes Worte. Bleib in seiner Nähe ob du wachst oder ruhst“ von Manfred Siebald.
Und wir verabschiedeten uns mit dem Gefühl: Es war ein guter Tag gewesen.
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